Das Vertrauen auf Gott ist in den untersuchten
Kreuzzugsliedern identisch mit dem Vertrauen auf die Kirche und dem Glauben
an den Kreuzzug.
Der Kreuzzugsgedanke besteht aber nicht anders, als in
der Stützung der kirchlichen Interessen durch Überlagerung oder
Unterlegung mit Fremdargumenten.
Mit diesem Charakter ist nun sehr genau belegt, was unter
"Ideologie" zu verstehen ist.
Dieser Charakter ist es auch, der es dem lyrischen Verfahren
verwehrt, das Kreuzzugsmotiv für sich allein Gedicht werden zu lassen.
Das Abschiedsmotiv, das als lyrisches dem theologischen
"adhortatio"-Motiv gegenübersteht, bildet die Brücke zwischen
Kreuzzug und Minne.
Die Minne ist nicht Liebe im modernen Sinn, sondern ein
virtuoses Gesellschaftsspiel mit erotischen Kräften.
Der Provenzale liebt es, das körperliche seiner Dame
hervorzuheben; er versteigt sich bis zur dreisten Darlegung ihrer Reize.
Der Deutsche verehrt neben dem reinen Schönheitsideal
vor allem die moralischen und sittlichen Qualitäten der Frau.
Grundlage dieser Minne ist die Verehrung, die der Ritter
der verheirateten Frau entgegen bringt. Indem
das soziale Element dem Minnewerben des Ritters hemmend entgegentritt,
wirkt es sich charakterisierend auf das Verhältnis des Ritters zur
Dame aus.
Die Minneideologie gleicht sich dem Lehnsgedanken an,