Sehr viel kritischer äußert sich Walther
von der Vogelweide:
"witze unde manheit, dar zuo silber und daz golt,
Swer diu beidiu hat, belibet der mit schänden,
wie den vergat des himelischen keisers solt !"
(L 13,5).
Doch nicht nur der Gedanke an den göttlichen Lohn
und die ewige Seligkeit veranlassen den Ritter zur Kreuznahme. Auch die
Argumente der päpstlichen Sendschreiben und der Predigten finden in
den Kreuzzugsliedern ihren Widerhall.
So nennt G. Wolfram insgesamt vier Motive, mit denen
in der Kreuzzugslyrik für die Kreuzfahrt geworben wird :
I. Gott hat für uns gelitten,
II. wir müssen es ihm vergelten,
III. auch unsere Sünden fordern eine Sühne,
IV. wir erwerben durch unseren Dienst die ewige
Seligkeit.1
Wentzlaff - Eggebert erweitert die Thesen und nennt insgesamt
zehn Motive :
1) Das Land, das Christus durch sein Leben
und Leiden geheiligt hat, ist in größter Gefahr.
2) Gottes Allmacht kann auch jetzt helfen.
3) Vor Gottes letztem Gericht wird aber
nur der bestehen, der jetzt das Kreuz nimmt.
4) Gott prüft Euch jetzt; jetzt könnt
ihr Euch auszeichnen.
5) Wir verdanken alles dem gütigen
Gott,
jetzt müssen
wir ihm seine Gnade vergelten durch unseren Dienst.
6) Gott hat seinen Sohn für uns den
Tod erleiden lassen; wir müssen jetzt bis zum Tode getreu sein.
7) Wir erwerben für uns und unsere
Nächsten die ewige Seligkeit.
8) Für alle Kreuzzugsteilnehmer ist
der Tag des Heils angebrochen.
9) Jeder, der will und kann, soll das Kreuz
nehmen.
10) Alle Angehörigen stehen unter dem Schutz
der Kirche.2
_____________________________
1. G. Wolfram, a.a.O., S. 97 .
2. F. W. Wentzlaff — Eggebert, Kreuzzugsidee und mittelalterliches
Weltbild. In : DvjS XXX. Bd. (1956), S.79 .