unbedingte Liebe zur Einen. Mehr als eine Frau
zu lieben hieße gar keine lieben, das heißt echter Minne nicht
fähig- zu sein. Im Bewusstsein inniger, auf Gegenseitigkeit beruhender
Minne begibt sich Albrecht von Johansdorf auf die Kreuzfahrt. In seinem
Herzen nimmt er die Minne mit ins heilige Land, und er dient seiner Herrin
auch weiterhin, indem er ihr die Hälfte des göttlichen Lohnes
erwirbt.
Hartmann von Aue fragt nicht nach dem wertmäßigen
Vorrang von irdischer Minne und Gottesminne. Er legt in seinen Kreuzzugsliedern
die wesensmäßigen Unterschiede zwischen den beiden Arten von
Minne hinsichtlich ihrer Wirkungen auf ihre jeweiligen Träger dar.
Die höfisch — konventionelle Form der Minne hat er als "wan" erkannt.
Daher übt er harte Kritik am Frauendienst und weist seinen ritterlichen
Standesgenossen einen sinnvolleren Weg: die Liebe zu Gott. Durch den Tod
seines Dienstherrn ist ihm die Nichtigkeit des irdischen Seins bewusst
geworden. Als tiefreligiöser Mensch, der völlig im Dann der Gottesminne
steht, begibt sich Hartmann von Aue auf die Kreuzfahrt, um sich und seinem
verstorbenen Herrn Gottes Gnade und Huld zu erwerben.
Rubin erkennt ebenfalls die Unvereinbarkeit von Gottesdienst
und Minnedienst. Im Gegensatz zu Friedrich von Hausen befürwortet
er die Trennung von "herze" und "lip" ausdrücklich. Er verspricht
der daheimbleibenden Dame, sein Herz bei ihr zurückzulassen, während
er auf die Kreuzfahrt geht. Es entsteht ein ausgewogenes Verhältnis
gegenseitiger Zuneigung und Ergänzung zwischen "herze" und "lip" des
Dichters und der Dame, als diese dem Ritter als Gegenleistung ihr Herz
mit auf die Fahrt gibt. Eine völlige Absage an die Minne sowie eine
endgültige Abkehr von allen irdischen Bindungen vollzieht Rubin nicht.
Die Rangordnung der Werte bleibt jedoch gewahrt t Gott steht auch bei Rubin
über allen irdischen Dingen.
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