Dem setzt A. Wallner 1 entgegen,
der Kreuzzug, für den der Sänger wirbt, sei schwerlich der von
1189/1190 . Denn als Hinweis auf den Fall Jerusalems, der im Abendland
mit leidenschaftlicher Klage aufgenommen wurde, wirke der Vers 89,21 ff.
zu matt, und 88,27 könne sich nicht auf die Schlacht bei Hattin
(1187) beziehen, sondern auf ein großes Sterben in der Heimat.
Als Ursache hierfür weist Wallner auf eine große
Hungersnot hin, die für Österreich 1195 und für Deutschland
1196 bezeugt sei.
Wallner geht nun davon aus, dass sich Albrecht von Johansdorf
dem "Deutschen Kreuzzuge" von 1197 angeschlossen habe, an dem fast alle
weltlichen und geistlichen Fürsten Österreichs und Bayerns teilnahmen,
darunter auch Wolfker von Passau.
Die Argumentation Wallners vermag mich nicht zu überzeugen.
In den Liedern Albrechts von Johansdorf findet sich an
keiner Stelle ein konkreter Hinweis auf eine Hungersnot in der Heimat,
dies würde auch nicht in den Kontext der Lieder hineinpassen.
Ich schließe mich mit meiner Meinung der Mehrheit
der Forscher an, die an dem
"historischen Fixpunkt" von 1189/1190 festhalten.
Schon G. Wolfram 2 hat anhand von Textgegenüberstellung
nachgewiesen, dass die Kreuzzugslieder Albrechts von Johansdorf eine
große, oft sogar wörtliche Übereinstimmung mit
a) einer Predigt des Bischofs
Heinrich von Straßburg
(gehalten
am 1.Dez. 1187) ,
b) einer schriftlichen Aufforderung
des Legaten Heinrich von Albano,
c) einer Bulle des Papstes Gregor,
die in Mainz verlesen wurde, hat.
_____________________________
1. A. Wallner über A.v.Johansdorf in:
W. Stammler et al. Die deutsche Literatur des Mittelalters
–
Verfasserlexikon. Berlin 1936.
2. G. Wolfram, Kreuzpredigt und Kreuzlied. In: ZfdA 30 (1886).
S. 111-114 .