3.42 Formaler Aufbau
Dieses einstrophige Lied umfasst acht Verse mit dem Reimschema
abab baba .
Damit erhält die Strophe einen klaren Grundriss:
acht Viertakter gliedern sich so,
dass erst zwei Paare (1-2 und 3-4 gegenüberstehen,
die wohl als Stollen und Gegenstollen zu verstehen sind.
Dem stehen in spiegelbildlichem Reimschema die vier letzten
Verse gegenüber.
Es ist ein dialektischer Aufbau:
Der These der Zurückgebliebenen wird als Antithese
die Überzeugung des Dichters gegenübergestellt (1-2, bzw. 3-4),
für die die zweite, abschließende Vierergruppe den Beweis
erbringt.
Die innere Einheit der Strophe drückt sich in der
gemeinsamen Reimbindung aus:
verzin : min : schin : sin.
Das Bauschema des Liedes lautet :
3.43 Zum Inhalt
Auf den ersten Blick scheint dieses Lied zur Beantwortung
der Frage, welche Rolle Gottesdienst und Minnedienst bei Friedrich von
Hausen spielen, uninteressant, da hier weder vom Frauendienst, noch von
dem Zwiespalt zwischen "herze" und "lip" die Rede ist.
Die Thematik ist eine andere als in den vorangegangenen
Kreuzzugsliedern Friedrichs von Hausen. Nicht mehr vom Minnedienst, von
der Dame oder dem Abschied aus der Heimat ist hier die Rede, sondern der
Tadel des Dichters trifft alle diejenigen, die dem Ruf zur Kreuzfahrt nicht
gefolgt sind.
Sie haben sich nicht nur den himmlischen Lohn verscherzt,
sondern auch die ritterliche Ehre verloren.
Unter dem Aspekt des Verhältnisses von Gottesdienst
und Minnedienst bei Friedrich von Hausen offenbart dieses Lied das Ende
einer Entwicklung, die sich in den Kreuzzugsliedern des Dichters vollzieht.
Es erfolgt eine allmähliche Abwendung von der Frau
und eine umgekehrt proportionale Hinwendung zu Gott; Der Dichter hat sich
für die "richtige" Rangordnung der Werte entschieden; er stellt Gott
an die oberste Stelle aller Werte und räumt den irdischen Dingen danach
noch den ihnen zustehenden Rang ein. Es erfolgt bei Friedrich von Hausen
keine vollständige Absage an die irdischen Werte und Güter, wie
das bei Hartmann von Aue der Fall ist.
Auffallend und merkwürdig ist bei Friedrich von
Hausen allerdings, dass er an einer glücklichen Wiederkehr von der
Kreuzfahrt zweifelt.
In diesem Lied wird nun deutlich, dass die Entscheidung
für Gott endgültig gefallen ist.
Die Frau wird mit keinem Wort mehr erwähnt. Das
Denken und Trachten des Dichters richtet sich nicht mehr auf das Zurückliegende;
er blickt in die Zukunft, auf den Lohn Gottes, der dem Kreuzfahrer sicher
ist und der ihm das Heil seiner unsterblichen Seele sichert.