stellt werden, welche Schreibweise hier zugrunde gelegt werden muss. Kienast setzt bei seiner Interpretation Kleinschreibung voraus und folgert daher, "triore" könne sich keineswegs auf die Stadt Trier beziehen. Stattdessen handle es sich um die Nennung eines Gegenstandes.
 
Obwohl die Erklärung Ingebrands wesentlich überzeugender klingt, gibt die völlig richtige Beobachtung Kienasts zu denken. Um die Verwirrung noch zu mehren, sei hier besonders darauf hingewiesen, dass selbst Ingebrand (trotz seiner Interpretation) den "sumer von triere"  klein  schreibt.  
Es bleibt die Feststellung, dass auch Ingebrands These nicht völlig befriedigen kann, solange die Frage der Groß- bzw. Kleinschreibung nicht geklärt ist und Widersprüche damit beseitigt werden.
 
G. Jungbluth 1  weist darauf hin, dass die "frouwe" des Dichters  "für all sein Flehen und Bitten taube Ohren" gehabt habe. Nun sei der Dichter bei diesem Vors einer kürzlichen Reise nach Trier eingedenk, zu der er einen "soumaere" (=Esel) benutzte, der störrisch, widerspenstig und unwillig gewesen sei. Der Dichter bleibe nun bei dieser Andeutung höflich und richte sich in seinem Lied daher nicht direkt an die Dame, sondern bringe diesen Vergleich mit einem Esel, ohne die Frau jedoch selbst zu erwähnen.  
Jungbluth sieht in den Versen nicht den "desillusionierten, feindselig gestimmten Liebhaber" ,  sondern den um  "originellen Ausdruck nicht verlegenen, verschmitzten und mit rheinischer Drastik des Humors begnadeten Schalk" .
Sperber 2  schließlich versteht den Sinn des Verses folgendermaßen: "Sie schwätzt darauf los, als ob ein Maß Trierer daran schuld wäre."  Leider bleibt offen, worin der Anlass der weiblichen Schwatzhaftigkeit zu sehen ist.  
 
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1. G. Jungbluth, "Min herze und min lip...". 
    In: Euphrion 47 (1953) .   
2. Sporbor, MDU 45 (1953), S. 27 ff.