Dagegen findet sich im 11. Jahrhundert, ebenfalls
durch den Einfluss romanischer Poesie, häufig die Anwendung von daktylischen
Versen. Dabei entspricht der am häufigsten vorkommende daktylische
Vers mit vier Hebungen genau dem Zehn- oder Elfsilber der Romanen.
So wurde es den deutschen Minnesängern möglich,
ihre Texte zu romanischen Melodien vorzutragen ( Beispiel: Friedrich
von Hausen; siehe Interpretation der entsprechenden Lieder) .
Die Kreuzzugslieder
Eine besondere Form der ritterlichen Lyrik stellen die
Kreuzzugslieder dar. Im Gegensatz zu den altfranzösischen, provencalischen
und lateinischen, sind die ersten deutschen Kreuzzugslieder aus der Zeit
unmittelbar vor dem dritten Kreuzzug (unter Kaiser Friedrich Barbarossa
, 1189 - 1192) überliefert. Wir sehen hierbei von den Vorformen der
Kreuzdeutung in geistlichen Liedern und Pilgerliedern ab, die zwar mit
dazu beitrugen, die Zeit für die Aufnahme und Propagierung des Kreuzzugsgedankens
empfänglich zu machen, aber keineswegs einen Typus darstellen, der
kontinuierlich zu den Liedern führt, die wir heute allgemein als Kreuzzugslieder
betrachten. In der Epik sind die Anfängte schon früher,
um die Jahrhundertmitte greifbar: in der Kaiserchronik, dann im Rolandslied,
im "Graf Rudolf" , "Herzog Ernst" , "König Rother" etc.1
Die Kreuzzugslieder bilden zwar keine einheitliche Gattung,
zeigen aber in der Motivierung, der Darstellung der Kreuzzüge sowie
der Zeichnung des christlichen Ritterideals vergleichbare Züge. Neben
der Kreuzzugspropaganda ( Rugges Leich, Walthers Elegie, dem Palästinalied
), Berichten aus dem Heiligen Land ( Neidhart , Tannhäuser )
und der Kritik an der Entartung der Kreuzzüge ( Freidank ), sind die
häufigsten Themen und Motive der Abschied von der Herrin und der Heimat
(Friedrich von Hausen), die Sorge um ein tugendhaftes Leben der zurückbleibenden
Frauen ( Friedrich von Hausen, MF 48, 11 ff., Albrecht von Johansdorf MF
88,14 ) oder die Hoffnung auf Gottes Lohn ( Albrecht von Johansdorf,
Hartmann von Aue ).
__________________________________________
1. M.Böhmer, Untersuchungen zur mittelhochdeutschen Kreuzzugslyrik.
Roma 1968. S. 13.