Bei Ovid werden die Liebenden immer heftiger von einem inneren Feuer erfasst, sie werden abwechselnd rot und bleich, zittern vor Kälte und glühen in; Fieber, sprechen sinnlose Worte und verlieren die Fähigkeit zu sinnvollem Handeln.
Für Deutschland lassen sich in der Entwicklung des Minnesangs vier Stufen beobachten:

1. die einheimische Tradition, in der sich das Kunstlied aus dem Volkslied entwickelt und dabei von der lateinischen Vagantenpoesie angeregt wird,

2.   die Nachbildung der romanisch-provencalischen Troubadourpoesie,

3.   die Verschmelzung heimischer Tradition mit dem romanischen Einfluss,

4.  der Zerfall des höfischen Minnesangs und das Abgleiten zur sogenannten Dorfpoesie.

Von der Provence breitet sich der Minnesang nach Nord-Frankreich und nach den Niederlanden  und dann nach Deutschland hin aus. Die Brücken des provencalischen und französischen Minnesangs in den deutschen Sprachräumen werden am Niederrhein von Heinrich von Veldecke,  am Mittelrhein von Friedrich von Hausen  und in der Schweiz von Rudolf von Fenis geschlagen.
Die Blütezeit des deutschen Minnesangs fällt politisch mit der des staufischen Geschlechts zusammen, kunstgeschichtlich mit der des  romanischen Stils. Den Höhepunkt des reinen Minnesangs stellen die leidenschaftlichen und kunstvollen Gedichte Heinrichs von Morungen.

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1.   Vgl. J. Schwietering, Einwirkung der Antike auf die Entstehung des frühen deutschen Minnesangs. 
      In: ZfdA 6l (192*0, S. 61 - 82.

2.   Friedrich von Hausen, "Si darf mich des zihen niet..." (MF 45,37).

3.   Vgl.  W.  G räbert,  A. Mulot, Geschichte der deutschen Literatur, München 1976, S.45.