Die Güter des Diesseits und Jenseits sucht
das Rittertum durch die Verbindung von "guot" und "gotes hulde" zu vereinen;
"guot" meint die irdische Habe, den Reichtum und Glanz, alles, was
materiellen Wohlstand bietet und das Leben verschönt.
"Gotes hulde" verdient sich der Ritter durch devote Ergebenheit
in Gottes Willen, im Vertrauen auf seine Gnade, durch Gebet und tätigen
Gottesdienst. Der Segen, der in Gottes Huld beschlossen ist,
heißt die "saelde", das höchste Glück für den Ritter.1
Die Kreuzzüge geben dem Ritter die Möglichkeit
zu einem Gottesdienst mit weltlichen Mitteln. Im Kampf gegen die Heiden
kann er mit irdischen Waffen gleichsam einen Kampf gegen Sünde und
Verdammnis führen, denn Teilnahme an der "vart" bedeutet für
ihn und seine Angehörigen Sündenvergebung, das Heil und
die Gnade Gottes. Die Kreuzzugsideologie gleicht sich dem Lehnsgedanken
an, weil im Heiligen Krieg Gott der oberste Kriegsherr ist und weil
aus diesem Lehns-verhältnis des Ritters zu Gott die selbstverständliche
Teilnahmepflicht erwächst und Gott den Lohn für die Dienste des
Kreuzritters festlegt.2
Das Rittertum erweist sich als gottgefälliger Stand.
Die überragende Machtstellung des Priestertums scheint gebrochen,
denn die Geistlichen müssen angesichts der Bedrohung und Besetzung
der heiligen Stätten versagen, hier gehört dem Schwert das letzte
Wort. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Kirche machtlos wird, im Gegen-
teil. Sie behält sich vor, den Weg zu Gott vorzuschreiben und zu bereiten,
stellt aber die Kampfkraft der Ritter und das Vermögen des Adels in
ihren Dienst.
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1. Siehe hierzu auch:
W. Grabert, A. Mulot, Geschichte der deutschen Literatur.
München 19?6. S.34 ff .
2. Vgl. F.W. Wentzlaff - Eggebert, Kreuzzugsdichtung
des Mittelalters. Berlin I960. S.77.
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