HISTORISCHER
HINTERGRUND:
Die politische Geschichte bildet einen wichtigen Hintergrund zur Entstehung
der klassischen Literatur.
Die Französische Revolution wurde zunächst von vielen begrüßt,
nach der Hinrichtung von Ludwigs XVI.
aber überwiegend abgelehnt.
Napoleon, der Erbe der Französischen Revolution, verändert
im Laufe seiner Kriege die staatlichen und politischen Verhältnisse
in Deutschland.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 werden die geistlichen
Territorien eliminiert und die deutschen
Mittelstaaten vergrößert.
Franz II. legt 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder, nachdem sich 16
Reichsfürsten unter französischem Protektorat zum Rheinbund zusammengeschlossen
haben. Er nimmt den Titel des Kaisers von Österreich an.
Preußen bricht im gleichen Jahr, nach der Niederlage von Jena
und Auerstädt, zusammen und verliert einen großen Teil seines
Staatsgebietes.
Die Reformer (Freiherr vom Stein, Scharnhorst) arbeiten am inneren
und äußeren Wiederaufbau Preußens.
DEFINITION
Die Klassik (von lat. „classicus“) bezeichnet ein geistig hervorragendes
Werk eines Schriftstellers ersten Ranges.
Die Klassik ist eine literaturgeschichtliche Epochenbezeichnung für
die Blütezeit einer Nationalliteratur.
Die deutsche Klassik begründet sich mit dem Schaffen von
Friedrich
Schiller sowie dem von Johann Wolfgang
von Goethe. Deshalb erstreckt sich die sogenannte
Weimarer
Klassik von 1786 bis 1805, genauer
gesagt
von Goethes Rückkehr von seiner Italienreise
1786 bis zu Schillers Tod 1805.
DICHTER
Beide Dichter entwarfen ihr dichterisches Konzept zur Klassik in Abgrenzung
ihrer Werke zur Sturm und Drang-Epoche.
Sie sahen den Sturm und Drang durch die gesellschaftliche und geistige
Entwicklung der Zeit (Französische Revolution) in Frage gestellt.
Sie nahmen nun Abschied von dem Gefühlsüberschwang und Geniekult.
Es ging ihnen auch nicht mehr um die vordergründig politisch-gesellschaftliche
Wirkung ihrer Dichtungen.
Sie zielten nun auf eine ästhetische Grundlegung eines ganzheitlichen
Menschenbildes, womit zugleich das seit der Renaissance anhaltende Kämpfen
um eine Erneuerung der uralten Bildungswerte ihre Vollendung bekommen sollte.
Die Zeit der Klassik wurde durch die Ideen der Aufklärung, die
Innerlichkeit von Pietismus und Empfindsamkeit sowie die Entfaltung irrationaler
Kräfte im Sturm und Drang (Lessing, Wieland, Klopstock, Herder) vorbereitet.
Die neue Epoche wurde durch JOHANN JOACHIM
WINKELMANN eingeleitet.
Mit Hilfe seiner Gedanken über die Nachahmung der griechischen
Werke in der Malerei und Bildhauerkunst (1755) und durch seine Geschichte
der Kunst des Altertums (1764/67) zeichnete er das Griechenbild,
das weit in das 19. Jahrhundert hinein maßgebend war.
Winkelmann stellte Antike und Griechentum als Vorbild mitten in das
gegenwärtige Leben und Kunstschaffen:
"Das allgemeine Kennzeichen der griechischen Meisterstücke
ist eine edle Einfalt und stille Größe- sowohl in der
Stellung als auch im Ausdruck. So wie die Tiefe des Meeres allzeit ruhig
bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck
in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und
gesetzte Seele."
Darin drückt sich eine neue Form der Kunst als Kunst aus, die unmittelbar
zur deutschen Klassik führt. Aufbauend auf das Harmoniestreben von
Winkelmann war man auf einen Ausgleich der beiden anthropologischen Pole
Verstand und Gefühl, sowie Geist und Sinnlichkeit aus. Dies fand sein
Ergebnis in einer subtilen Poetik, mit der zugleich auch die zeitlich-räumliche
Dichtung in Balance gebracht wurde. Die Gegenwart und Überzeitlichkeit
traten ebenso miteinander in Korrespondenz.
Die "klassische Zeit der deutschen Dichtung" bezeichnet einerseits die
Jahrzehnte, in denen sich Goethe und Schiller nach dem Abschluss des Sturm
und Drang den aus der Antike abgeleiteten Forderungen unterstellten. Sie
wollten die Urbilder des Lebens in zeitlos gültiger Form darstellen.
Außerdem sollte sich der Einklang von Stoff
und Idee, Gehalt und Gestalt
in einer typisch symbolischen Dichtung vereinen.
Dieses Schaffen der beiden Dichter Goethe und Schiller wird auch als
Hochklassik
bezeichnet.
Im weiteren versteht man unter einer klassischen Epoche, die Zeit, in
der ein besonderes Neben- und Miteinanderschaffen großer Künstlernaturen
auftritt.
So sind die Jahre von 1775 - 1830 "die
Blüte der deutschen Dichtung".
Hier sind die neben Goethe und Schiller schaffenden Dichter Hölderlin,
Kleist,
Jean
Paul und Hebel gleichzeitig
miteinzubeziehen.
Bei aller Bewunderung, die man Goethe und Schiller heute entgegenbringt,
standen sie zu ihrer Zeit nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses,
da sich das Publikum eher an sentimentalen Rührstücken eines
August
Wilhelm Iffland und
August Kotzebue interessierte.
Sie blieben auch nicht vor der Kritik namhafter Zeitgenossen verschont.
Aber es begeisterten sich auch Frühromantiker
wie Friedrich Schlegel und Novalis,
doch für Jean Paul lag das klassische Ideal des Winkelmann,
wie es in der Weimarer Klassik vortrat, fern von den gesellschaftlichen
und menschlichen Realitäten. Dieser Position folgten später auch
die Dichter der Vormärzperiode. Georg Büchner
zum Beispiel sah in Schillers Ästhetik und Anthropologie eine "schändliche
Verachtung der menschlichen Natur" ("Lenz").
WERKE
Die bedeutendsten Werke der Klassik, die Goethe und Schiller in diesen
Jahren schufen, waren von Goethe die
Dramen: "Faust I" (1806),
"Iphigenie auf Tauris" (1786),
"Torquato Tasso" (1790),
"Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1796)
und das Versepos "Hermann und Dorethea"
(1796);
bei Schiller die Geschichtsdramen
"Wallenstein"(1798/99),
"Maria Stuart" (1800),
"Jungfrau von Orleans" (1801)
und "Wilhelm Tell" (1804).
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