Klassik   (1786 - 1832)


 
 
HISTORISCHER HINTERGRUND:

Die politische Geschichte bildet einen wichtigen Hintergrund zur Entstehung der klassischen Literatur. 
Die Französische Revolution wurde zunächst von vielen begrüßt, nach der Hinrichtung von Ludwigs XVI. 
aber überwiegend abgelehnt. 
Napoleon, der Erbe der Französischen Revolution, verändert im Laufe seiner Kriege die staatlichen und politischen Verhältnisse in Deutschland. 
Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 werden die geistlichen Territorien eliminiert und die deutschen 
Mittelstaaten vergrößert. 
Franz II. legt 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder, nachdem sich 16 Reichsfürsten unter französischem Protektorat zum Rheinbund zusammengeschlossen haben. Er nimmt den Titel des Kaisers von Österreich an. 
Preußen bricht im gleichen Jahr, nach der Niederlage von Jena und Auerstädt, zusammen und verliert einen großen Teil seines Staatsgebietes. 
Die Reformer (Freiherr vom Stein, Scharnhorst) arbeiten am inneren und äußeren Wiederaufbau Preußens.
 

DEFINITION

Die Klassik (von lat. „classicus“) bezeichnet ein geistig hervorragendes Werk eines Schriftstellers ersten Ranges. 
Die Klassik ist eine literaturgeschichtliche Epochenbezeichnung für die Blütezeit einer Nationalliteratur. 
Die deutsche Klassik begründet sich mit dem Schaffen von Friedrich Schiller sowie dem von Johann Wolfgang von Goethe. Deshalb erstreckt sich die sogenannte Weimarer Klassik von 1786 bis 1805, genauer gesagt

                     von    Goethes Rückkehr von seiner Italienreise 1786    bis zu    Schillers Tod 1805.
 

DICHTER

Beide Dichter entwarfen ihr dichterisches Konzept zur Klassik in Abgrenzung ihrer Werke zur Sturm und Drang-Epoche. 
Sie sahen den Sturm und Drang durch die gesellschaftliche und geistige Entwicklung der Zeit (Französische Revolution) in Frage gestellt. Sie nahmen nun Abschied von dem Gefühlsüberschwang und Geniekult. Es ging ihnen auch nicht mehr um die vordergründig politisch-gesellschaftliche Wirkung ihrer Dichtungen. 
Sie zielten nun auf eine ästhetische Grundlegung eines ganzheitlichen Menschenbildes, womit zugleich das seit der Renaissance anhaltende Kämpfen um eine Erneuerung der uralten Bildungswerte ihre Vollendung bekommen sollte. 
Die Zeit der Klassik wurde durch die Ideen der Aufklärung, die Innerlichkeit von Pietismus und Empfindsamkeit sowie die Entfaltung irrationaler Kräfte im Sturm und Drang (Lessing, Wieland, Klopstock, Herder) vorbereitet. 
Die neue Epoche wurde durch JOHANN JOACHIM WINKELMANN eingeleitet. 
Mit Hilfe seiner Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst (1755) und durch seine Geschichte der Kunst des Altertums  (1764/67) zeichnete er das Griechenbild, das weit in das 19. Jahrhundert hinein maßgebend war. 
Winkelmann stellte Antike und Griechentum als Vorbild mitten in das gegenwärtige Leben und Kunstschaffen:
"Das allgemeine Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist eine edle Einfalt und stille Größe- sowohl in der Stellung als auch im Ausdruck. So wie die Tiefe des Meeres allzeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele." 

Darin drückt sich eine neue Form der Kunst als Kunst aus, die unmittelbar zur deutschen Klassik führt. Aufbauend auf das Harmoniestreben von Winkelmann war man auf einen Ausgleich der beiden anthropologischen Pole Verstand und Gefühl, sowie Geist und Sinnlichkeit aus. Dies fand sein Ergebnis in einer subtilen Poetik, mit der zugleich auch die zeitlich-räumliche Dichtung in Balance gebracht wurde. Die Gegenwart und Überzeitlichkeit traten ebenso miteinander in Korrespondenz.

Die "klassische Zeit der deutschen Dichtung" bezeichnet einerseits die Jahrzehnte, in denen sich Goethe und Schiller nach dem Abschluss des Sturm und Drang den aus der Antike abgeleiteten Forderungen unterstellten. Sie wollten die Urbilder des Lebens in zeitlos gültiger Form darstellen. Außerdem sollte sich der Einklang von Stoff und Idee, Gehalt und Gestalt
in einer typisch symbolischen Dichtung vereinen. 
Dieses Schaffen der beiden Dichter Goethe und Schiller wird auch als Hochklassik bezeichnet.

Im weiteren versteht man unter einer klassischen Epoche, die Zeit, in der ein besonderes Neben- und Miteinanderschaffen großer Künstlernaturen auftritt. 
So sind die Jahre von 1775 - 1830  "die Blüte der deutschen Dichtung". 
Hier sind die neben Goethe und Schiller schaffenden Dichter Hölderlin, Kleist, Jean Paul und Hebel gleichzeitig miteinzubeziehen.

Bei aller Bewunderung, die man Goethe und Schiller heute entgegenbringt, standen sie zu ihrer Zeit nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, da sich das Publikum eher an sentimentalen Rührstücken eines August Wilhelm Iffland und 
August Kotzebue interessierte. 
Sie blieben auch nicht vor der Kritik namhafter Zeitgenossen verschont. Aber es begeisterten sich auch Frühromantiker
wie Friedrich Schlegel und Novalis, doch für Jean Paul lag das klassische Ideal des Winkelmann, wie es in der Weimarer Klassik vortrat, fern von den gesellschaftlichen und menschlichen Realitäten. Dieser Position folgten später auch die Dichter der Vormärzperiode. Georg Büchner zum Beispiel sah in Schillers Ästhetik und Anthropologie eine "schändliche Verachtung der menschlichen Natur" ("Lenz").
 

WERKE

Die bedeutendsten Werke der Klassik, die Goethe und Schiller in diesen Jahren schufen, waren von Goethe die Dramen: "Faust I" (1806), 
"Iphigenie auf Tauris" (1786), 
"Torquato Tasso" (1790), 
"Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1796) 
und das Versepos "Hermann und Dorethea" (1796);

bei Schiller die Geschichtsdramen 
"Wallenstein"(1798/99), 
"Maria Stuart" (1800), 
"Jungfrau von Orleans" (1801) 
und "Wilhelm Tell" (1804).
 

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