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Die schönsten deutschen
Heimatsagen
Der überlistete Teufel
Da lebte in Soest ein Schuster, ein armer Tropf zwar, aber ein Kerl,
der nicht auf den Kopf gefallen war. Krankheit und Unglück hatten
ihn zurückgebracht, und obwohl er sein Handwerk verstand wie nur wenige
in der Stadt, gelang es ihm dennoch nicht, wieder auf einen grünen
Zweig zu kommen. Er wußte kaum noch das Leder zu bezahlen, und schon
lange war Schmalhans Küchenmeister im Hause und setzte den Kindern
ein dünnes Süppchen auf den Tisch.
Eines Abends hatte der Meister wiederum bis Mitternacht den Pechdraht
gezogen bis ihm die Arme lahm waren. Da saß er nun noch auf dem Schemel
und sann über sein Elend nach. Und wie es so geht, wenn einem Menschen
die Venweiflung ankommt, ohne es recht zu bedenken, sagte er vor sich hin:
"Geld muß mir her, und wenn es vom Teufel kommt."
Er hatte wohl selbst nicht geglaubt, daß ein solches Wort Wahrheit
werden könnte. Als er aufblickte, stand wirklich der Gottseibeiuns
vor ihm, aber bekleidet wie ein vornehmer Herr im Wams mit Silberknöpfen
und Schuhen mit kostbaren Spangen, begrüßte ihn lächelnd,
tat, als sähe er das Erschrecken des Meisters gar nicht und sprach:
"Ihr habt von mir gesprochen, und nun bin ich da. Das Geld, das ihr begehrt,
habe ich gleich mitgebracht, erst in zehn Jahren muß ich es zurückhaben."
Dabei stellte er ein Maß auf den Tisch, das bis über den Rand
hinaus mit blanken Gold-stücken gefüllt war. "Nehmt das", sagte
er, "und wenn ihr es mir zurückgebt, braucht es nicht gerade so gehäuft
zu sein wie jetzt, sondern nur gestrichen voll. Ich will nicht so genau
rechnen, weil ihr mir in eurem Jammer leid tut. Und nun unterschreibt mir
den Vertrag." Der Schuster wollte wohl oder übel schon die Feder nehmen,
die er ihm hinhielt. Da aber schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf,
und den sprach er auch aus. "Darf ich euch das Geld auch schon früher
zurückgeben?" fragte er. "Das dürft ihr zu jeder Zeit, Meister.
Aber in zehn Jahren muß ich es bestimmt wieder haben, sonst gehört
mir eure Seele."
Damit schob der Teufel ihm das Maß mit dem Golde zu. Der Meister
aber fuhr mit seiner großen Hand darüber hin und wischte alle
Stücke, die über den Rand quollen, weg, so daß sie auf
den Tisch fielen, strich sie zusammen, steckte sie zu sich und gab dem
Teufel das Maß selber zurück. "Hier", sagte er, "ich bedanke
mich auch schön. Das brauche ich nicht mehr. Ich habe an dem, was
Ihr nicht wiederhaben wolltet, genug", und er klopfte auf seine Tasche.
So war denn der Teufel in Soest an einen geraten, der klüger war als
er selber. Es blieb ihm nach seinen Worten nichts anders übrig, als
zu gehen, woher er gekommen war. Dem Mei-ster aber, der sich so klug wie
bescheiden gezeigt hatte, war das Glück wieder hold und verhalf ihm
zu dem alten Wohlstand.
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