Das Wappen Hartmanns in der Liederhandschrift
C stimmt mit dem der Herren von Wespersbühl bei Eglesiau überein
(Vogt, Wappenkunde). Es ist aber bisher nicht nachgewiesen, in welcher
Beziehung die Wespersbühler zu Eglesiau standen.
Das Kreuz hat Hartmann von Aue sehr wahrscheinlich vor
dem Kreuzzug von 1189/90 genommen. Da die Verse MF 218,19.20
"und lebte min her Saladin und al sin her,
dienbraohten mich von Vranken niemer einen fuoz."
Um Saladin als Lebenden zu nennen, kommt nur der Kreuzzug
von Friedrich I. in Frage, denn Saladin starb am 3. März 1193.
Andererseits wird in der Literatur auch der Kreuzzug
von 1197/ 98 genannt.1
Die Beantwortung der Frage, an welchem Kreuzzug der Dichter
teilgenommen hat, hängt entscheidend von der Interpretation jener
Verse ab.
Man könnte die Verse folgendermaßen verstehen:
nicht Saladin, wenn er noch lebte, nur Gott allein könnte den Dichter
zu Teilnahme am Kreuzzug bewegen.
Die Hälfte dieser Interpretation ist aber aus der
Luft gegriffen, denn in der dritten Strophe des Liedes ist von Gott garnicht
die Hede.
Nehmen wir die Verse ganz wörtlich, ohne etwas hinzuzudichten,
dann erfahren wir, dass es im Leben des Dichters einen tragischen Wendepunkt
gegeben hat, nämlich den Tod seines Herrn.
Bereits in den Liedern MF 205,1 und MF 209,25 beklagt
der Dichter diesen Schicksalsschlag.
In den Worten "und lebte min her..." haben wir also einen
weiteren Hinweis auf den verstorbenen Herrn zu sehen.
Dagegen erscheint die Übersetzung mit "mein
Herr (Monsieur) Saladin" als völlig abwegig. Tatsächlich
sagen die Verse also folgendes aus : wenn mein Herr nicht gestorben wäre
(wenn er noch lebte), dann brächten mich nicht einmal Saladin und
sein gesamtes Heer auch mir einen Fuß weit aus der Heimat fort.
Mit dem Tode seines Herrn hat auch sein bisheriges Loben
seinen Sinn verloren.
Hartrnann läßt von allen weltlichen Bindungen
ab und wendet sich nun dem Dienst an Gott zu, indem er das Kreuz nimmt.
Um 1210 preist Gotfrid von Straßburg in seinem
Tristan (Vers 4619 - 35) Hartmann als ersten unter den lebenden Epikern;
um 1220 beklagt Heinrich von dem Türlin in seiner "Krone" (Vers 2352ff.)
seinen Tod.
Demnach muß Hartmann zwischen 1210 und 1220 gestorben
sein.
Seine Werke haben alle einen sittlichen Gehalt. Er selbst
faßte sie als Bildungsschriften auf. Er will lehren; in vielen einzelnen
Bemerkungen, Sentenzen und Lebensregeln erkennt man seine lehrhafte, leicht
schulmeisterliche Art.2
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1. Siehe auch: H. v. A., in: Die Geschichte der deutschen
Literatur des Mittelalters - Verfasserlexikon Bd. 2.
2. Vgl. Ehrismann, a.a.O., S. 145 !