D    Groß- und Kleinschreibung


 0 Vorbemerkungen

(1) Die Großschreibung, das heißt die Schreibung mit einem großen
Anfangsbuchstaben, dient dem Schreibenden dazu, den Anfang bestimmter
Texteinheiten sowie Wörter bestimmter Gruppen zu kennzeichnen
und sie dadurch für den Lesenden hervorzuheben.

(2) Die Großschreibung wird im Deutschen verwendet zur Kennzeichnung
von
* Überschriften, Werktiteln und dergleichen
* Satzanfängen
* Substantiven und Substantivierungen
* Eigennamen mit ihren nichtsubstantivischen Bestandteilen
* bestimmten festen nominalen Wortgruppen mit nichtsubstantivischen
  Bestandteilen
* Anredepronomen und Anreden

(3) Die Abgrenzung von Groß- und Kleinschreibung, wie sie sich in
der Tradition der deutschen Orthografie herausgebildet hat, macht es
erforderlich, neben den Regeln für die Großschreibung auch Regeln für
die Kleinschreibung zu formulieren. Diese werden in den einzelnen
Teilabschnitten jeweils im Anschluss an die Großschreibungsregeln
angegeben. In einigen Fallgruppen ist eine eindeutige Zuweisung zur
Groß- oder Kleinschreibung fragwürdig. Hier sind beide Schreibungen
zulässig.

(4) Entsprechend gliedert sich die folgende Darstellung in die Abschnitte:

1 Kennzeichnung des Anfangs bestimmter Texteinheiten durch
Großschreibung (§ 53: Überschriften, Werktitel und dergleichen;
§ 54: Ganzsätze)

2 Anwendung von Groß- oder Kleinschreibung bei bestimmten
   Wörtern und Wortgruppen
2.1 Substantive und Desubstantivierungen (§ 55 bis § 56)
2.2 Substantivierungen (§ 57 bis § 58)
2.3 Eigennamen mit ihren nichtsubstantivischen Bestandteilen sowie
      Ableitungen von Eigennamen (§ 59 bis § 62)
2.4 Feste Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv (§ 63 bis § 64)
2.5 Anredepronomen und Anreden (§ 65 bis § 66)
 
 

1  Kennzeichnung des Anfangs bestimmter Texteinheiten
    durch Großschreibung

§ 1  Das erste Wort einer Überschrift, eines Werktitels, einer Anschrift
und dergleichen schreibt man groß.

Dies betrifft unter anderem

(1) Überschriften und Werktitel (etwa von Büchern und Theaterstücken,
Werken der Bildenden Kunst und der Musik, Rundfunk- und
Fernsehproduktionen), zum Beispiel:

Allmähliche Normalisierung im Erdbebengebiet
Hohe Schneeverwehungen behindern Autoverkehr
Keine Chance für eine diplomatische Lösung!
Kleines Wörterbuch der Stilkunde
Wo warst du, Adam?
Der kaukasische Kreidekreis
Der grüne Heinrich
Hundert Jahre Einsamkeit
Ungarische Rhapsodie
Unter den Dächern von Paris
Ein Fall für zwei

(2) Titel von Gesetzen, Verträgen, Deklarationen und dergleichen sowie
Bezeichnungen für Veranstaltungen, zum Beispiel:

Bayerisches Hochschulgesetz
Potsdamer Abkommen
Internationaler Ärzte- und Ärztinnenkongress
Grüne Woche (in Berlin)

E1: Die Großschreibung des ersten Wortes bleibt auch dann erhalten, wenn
eine Überschrift, ein Werktitel und dergleichen innerhalb eines Textes gebraucht
wird, zum Beispiel:

Das Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“
steht auf dem Programm. Sie lesen Kellers Roman „Der grüne Heinrich“.
Wird dabei am Anfang ein Titel und dergleichen verkürzt oder sein Artikel
verändert, so schreibt man das nächstfolgende Wort des Titels groß, zum
Beispiel:
Wir haben im Theater Brechts „Kaukasischen Kreidekreis“ gesehen.
Sie lesen den „Grünen Heinrich“.

Zur Schreibung nach Gliederungsangaben oder nach Auslassungszeichen und
Zahlen siehe § 54(5) und (6). Zum Gebrauch der Anführungszeichen siehe
§ 94(1).

(3) Anschriften, Datumszeilen und Anreden sowie Grußformeln etwa
in Briefen, zum Beispiel:

Frau Donnerstag, 16. Februar 2006
Ulla Schröder
Rüdesheimer Str. 29
D-65197 Wiesbaden

Sehr geehrte Frau Schröder,
entsprechend unserer telefonischen Vereinbarung …
… erwarten wir Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Meier
 

E2: Wenn man nach der Anrede – wie in der Schweiz üblich – auf ein Satzzeichen
verzichtet, schreibt man das erste Wort des folgenden Abschnitts
groß.
Siehe auch § 69 E3.
 
 

§ 54  Das erste Wort eines Ganzsatzes schreibt man groß.

Beispiele:

Gestern hat es geregnet. Du kommst bitte morgen! Hat er das wirklich
gesagt?
Nachdem sie von der Reise zurückgekehrt war, hatte sie den dringenden
Wunsch ein Bad zu nehmen. Im Hausflur war es still, ich drückte
erwartungsvoll auf die Klingel. Meine Freundin hatte den Zug versäumt,
deshalb kam sie eine halbe Stunde zu spät. Wir sehen nach, was
Paul macht. Sehen Sie nur, wie schön die Aussicht ist. Haben Sie ihn
aufgefordert, die Wohnung zu verlassen?
Kommt doch schnell! Bitte die Türen schließen und Vorsicht bei der
Abfahrt des Zuges!
Ob sie heute kommt? Nein, morgen. Warum nicht? Gute Reise!
Vorwärts! Vgl. Anlage 3, Ziffer 7.
Alles war zerstört: das Haus, der Stall, die Scheune. Die Teeküche
kann zu folgenden Zeiten benutzt werden: morgens von 7 bis 8 Uhr,
abends von 18 bis 19 Uhr.

Im Einzelnen ist zu beachten:

(1) Wird die nach dem Doppelpunkt folgende Ausführung als Ganzsatz
verstanden, so schreibt man das erste Wort groß, zum Beispiel:
Beachten Sie bitte folgenden Hinweis: Alle Bänke sind frisch gestrichen.
Die Regel lautet: Würfelt man eine Sechs, dann …

(2) Das erste Wort der wörtlichen Rede schreibt man groß, zum
Beispiel:
Sie fragte: „Kommt er heute?“ Er sagte: „Wir wissen es nicht.“ Alle
baten: „Bleib!“

(3) Folgt dem wörtlich Wiedergegebenen der Begleitsatz oder ein Teil
von ihm, so schreibt man das erste Wort nach dem abschließenden
Anführungszeichen klein, zum Beispiel:
„Hörst du?“, fragte sie. „Ich verstehe dich gut“, antwortete er. „Mit
welchem Recht“, fragte er, „willst du das tun?“ Sie rief mir zu: „Wir
treffen uns auf dem Schulhof!“, und lief weiter.

(4) Das erste Wort von Parenthesen schreibt man klein, wenn es nicht
nach einer anderen Regel großzuschreiben ist, zum Beispiel:
Eines Tages, es war mitten im Sommer, hagelte es. Er behauptete – so
eine Frechheit! –, dass er im Kino gewesen sei. Sie hat das (erinnerst
du dich?) gestern gesagt.
Zu den Satzzeichen siehe § 77(1), § 84(1), § 86(1).

(5) Gliederungsangaben wie Ziffern, Paragrafen, Buchstaben gehören
nicht zum nachfolgenden Ganzsatz; entsprechend schreibt man das folgende
Wort groß. Dies gilt auch für Überschriften, Werktitel und dergleichen.
Beispiele:

3. Die Besitzer und Besitzerinnen von Haustieren sollten …
§ 13 Die Behandlung sollte sofort einsetzen.
c) Vgl. Anlage 3, Ziffer 7.
2 Die Säugetiere

(6) Auslassungspunkte, Apostroph oder Zahlen zu Beginn eines Ganzsatzes
gelten als Satzanfang; entsprechend bleibt die Schreibung des
folgenden Wortes unverändert. Dies gilt auch für Überschriften, Werktitel
und dergleichen. Beispiele:
… und gab keine Antwort.
’s ist schade um sie.
52 volle Wochen hat das Jahr.
 
 

2  Anwendung von Groß- oder Kleinschreibung
    bei bestimmten Wörtern und Wortgruppen

2.1 Substantive und Desubstantivierungen

§ 55  Substantive schreibt man groß.

Beispiele:
Tisch, Wald, Milch, Mond, Genie, Team, Ladung, Feuer, Wasser, Luft,
Sandkasten
Verständnis, Verantwortung, Freiheit, Aktion
Gabriela, Markus, Europa, Wien, Alpen

Substantive dienen der Bezeichnung von Gegenständen, Lebewesen
und abstrakten Begriffen. Sie besitzen in der Regel ein festes Genus
(Maskulinum, Femininum, Neutrum) und sind im Numerus (Singular,
Plural) und im Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) bestimmt.

Die Großschreibung gilt auch

(1) für nichtsubstantivische Wörter, wenn sie am Anfang einer Zusammensetzung
mit Bindestrich stehen, die als Ganzes die Eigenschaften
eines Substantivs hat, zum Beispiel:
die Ad-hoc-Entscheidung, der A-cappella-Chor (vgl. auch § 55 E2),
das In-den-Tag-hinein-Leben (vgl. auch § 57(2)),
der Trimm-dich-Pfad,
die X-Beine, die S-Kurve

Abkürzungen sowie zitierte Wortformen und Einzelbuchstaben und
dergleichen bleiben allerdings unverändert, zum Beispiel:
die km-Zahl, die pH-Wert-Bestimmung, der dass-Satz, die x-Achse, der
i-Punkt (der Punkt auf dem kleinen i)

(2) für Substantive – auch Initialwörter (§ 102(2)) und Einzelbuchstaben,
sofern sie nicht als Kleinbuchstaben zitiert sind – als Teile von
Zusammensetzungen mit Bindestrich, zum Beispiel:
die Natrium-Chlor-Verbindung, der 400-Meter-Lauf,
zum Aus-der-Haut-Fahren (vgl. auch § 57(2))
pH-Wert-neutral, Napoleon-freundlich, S-Kurven-reich,
Formel-1-tauglich
UV-empfindlich, T-förmig (in der Form eines großen T), S-förmig oder
s-förmig (in der Form eines großen S bzw. eines kleinen s), x-beliebig

(3) für Substantive aus anderen Sprachen, wenn sie nicht als Zitatwörter
gemeint sind. Sind sie mehrteilig, wird der erste Teil großgeschrieben.
Beispiele:
das Crescendo, der Drink, das Center, die Ratio; die Conditio sine qua
non, das Cordon bleu, eine Terra incognita; das Know-how, das Makeup

Substantivische Bestandteile werden auch im Innern mehrteiliger
Fügungen großgeschrieben, die als Ganzes die Funktion eines Substantivs
haben, zum Beispiel:
die Alma Mater, die Ultima Ratio, das Desktop-Publishing, der Soft
Drink, der Sex-Appeal, das Corned Beef

E1: Teilweise wird auch zusammengeschrieben, siehe Getrennt- und Zusammenschreibung,
§ 37 E3 und E4, und Schreibung mit Bindestrich, § 44 und § 45.
Beispiele: der Softdrink, der Sexappeal, das Cornedbeef

(4) für Substantive, die Bestandteile fester Gefüge sind und nicht mit
anderen Bestandteilen des Gefüges zusammengeschrieben werden
(siehe dazu auch Teil B, Getrennt- und Zusammenschreibung, § 34(3)
und § 39), zum Beispiel:
auf Abruf, in Bälde, in/mit Bezug auf, im Grunde, auf Grund (auch
aufgrund); zu Grunde gehen (auch zugrunde gehen), zu Händen von
(aber zuhanden von), in Hinsicht auf (aber infolge), zur Not (aber
vonnöten), zur Seite, von Seiten, auf Seiten (auch aufseiten, vonseiten)
etwas außer Acht lassen, die Haare stehen jemandem zu Berge, in
Betracht kommen, zu Hilfe kommen, in Kauf nehmen
Auto fahren, Rad fahren, Maschine schreiben, Kegel schieben, Diät
leben, Folge leisten, Hof halten, Not leiden, Gefahr laufen, Modell
sitzen, Radio hören, Tee trinken, Unkraut jäten, Zeitung lesen
Ernst machen mit etwas, Wert legen auf etwas, Angst haben, jemandem
Angst (und Bange) machen, (keine) Schuld tragen (vgl. aber § 34(2.3)
sowie § 56(1) und § 56 E2, zum Beispiel: etwas ernst nehmen; ernst
sein/werden, recht sein, unrecht sein; recht/Recht haben)
zum ersten Mal (aber nach § 39(1): einmal, diesmal, manchmal)
eines Abends, des Nachts, letzten Endes, guten Mutes, schlechter Laune
(aber nach § 56(3): abends, nachts; aber nach § 39(1): keinesfalls,
andernorts)

E2: In festen adverbialen Fügungen, die als Ganzes aus einer fremden Sprache
entlehnt worden sind, gilt Kleinschreibung, zum Beispiel:
a cappella, in flagranti, à discrétion, de jure, de facto, in nuce, pro domo, ex
cathedra, coram publico

Zu Schreibungen wie A-cappella-Chor, De-facto-Anerkennung siehe oben
Absatz (1).

(5) für Zahlsubstantive, zum Beispiel:
ein Dutzend, das Schock (= 60 Stück), das Paar (aber ein paar = einige),
das Hundert (zum Beispiel: das erste Hundert Schrauben), das
Tausend, eine Million, eine Milliarde, eine Billion
Zu Dutzend, Hundert und Tausend siehe auch § 58 E5.

(6) für Ausdrücke, die als Bezeichnung von Tageszeiten nach den
Adverbien vorgestern, gestern, heute, morgen, übermorgen auftreten,
zum Beispiel:
Wir treffen uns heute Mittag. Die Frist läuft übermorgen Mitternacht
ab. Sie rief gestern Abend an.
Zu Verbindungen wie (am) Dienstagabend siehe § 37(1.1).
 
 

§ 56  Klein schreibt man Wörter, die formgleich als Substantive vorkommen,
aber selbst keine substantivischen Merkmale aufweisen.

Dies betrifft

(1) Wörter, die vorwiegend prädikativ gebraucht werden, wie angst,
bange, feind, freund, gram, klasse, leid, pleite, recht, schuld, spitze,
unrecht, weh in Verbindung mit den Verben sein, bleiben oder werden.
Beispiele:
Mir wird angst. Uns ist angst und bange. Wir sind ihr gram. Sein Spiel
ist klasse. Mir ist das alles leid. Die Firma ist pleite. Das ist mir recht.
Er ist schuld daran.

E1: Das gilt auch für Zusammensetzungen mit diesen Wörtern, zum Beispiel:
Er ist ihm spinnefeind.

E2: Groß- wie kleingeschrieben werden können recht/Recht und unrecht/
Unrecht in Verbindung mit Verben wie behalten, bekommen, geben, haben,
tun, zum Beispiel:
Ich gebe ihm recht/Recht. Du tust ihm unrecht/Unrecht.

(2) den ersten Bestandteil unfest zusammengesetzter Verben auch in
getrennter Stellung (siehe § 34(3)), zum Beispiel:
Ich nehme daran teil (teilnehmen). Die Besprechung findet am Freitag
statt (stattfinden). Die Stadt stand kopf (kopfstehen). Man konnte ihm
ansehen, wie leid es ihm tat (leidtun). Es nimmt mich wunder (wundernehmen).

E3: Wird ein Substantiv mit dem Infinitiv nicht zusammengeschrieben, so
schreibt man es entsprechend § 55(4) groß, zum Beispiel:
Ich nehme daran
Anteil (Anteil nehmen). Du fährst Auto, und ich fahre Rad (Auto fahren, Rad
fahren). Sie leistete der Aufforderung nicht Folge (Folge leisten).

(3) Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen auf -s und -ens, zum
Beispiel:
abends, anfangs, donnerstags, schlechterdings, morgens, hungers
(hungers sterben), willens, rechtens (rechtens sein, etwas rechtens machen);
abseits, angesichts, mangels, mittels, namens, seitens; falls,
teils … teils

(4) die folgenden Präpositionen:
dank, kraft (kraft ihres Amtes), laut, statt, an … statt (an Kindes statt,
an seiner statt), trotz, wegen, von … wegen (von Amts wegen), um …
willen, zeit (zeit seines Lebens)

(5) die folgenden unbestimmten Zahlwörter:
ein bisschen (= ein wenig), ein paar (= einige)
Beispiele:
ein bisschen Leim, dieses kleine bisschen Leim; ein paar Steine, diese
paar Steine (aber nach § 55(5): ein Paar Schuhe)

(6) Bruchzahlen auf -tel und -stel

(6.1) vor Maßangaben (siehe auch § 37 E5),
zum Beispiel:
ein zehntel Millimeter, ein viertel Kilogramm, in fünf hundertstel
Sekunden, nach drei viertel Stunden

E4: Hier ist auch Zusammenschreibung nach § 37 E5 möglich,
zum Beispiel:
ein Zehntelmillimeter, ein Viertelkilogramm, in fünf
Hundertstelsekunden, nach drei Viertelstunden

(6.2) in Uhrzeitangaben unmittelbar vor Kardinalzahlen, zum Beispiel:
um viertel fünf, gegen drei viertel acht

E5: In allen übrigen Fällen schreibt man Bruchzahlen auf -tel und -stel
entsprechend § 55 groß,
zum Beispiel:
ein Drittel, das erste Fünftel, neun
Zehntel des Umsatzes, um drei Viertel größer, um [ein] Viertel vor fünf
 

 2.2 Substantivierungen

§ 57  Wörter anderer Wortarten schreibt man groß, wenn sie als Substantive
gebraucht werden (= Substantivierungen).

Substantivierte Wörter nehmen die Eigenschaften von Substantiven an
(vgl. § 55). Man erkennt sie im Text an zumindest einem der folgenden
Merkmale:
a) an einem vorausgehenden Artikel (der, die, das; ein, eine, ein), Pronomen
(dieser, jener, welcher, mein, kein, etwas, nichts, alle, einige…) oder unbestimmten Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig …), die sich auf das substantivierte Wort beziehen;

b) an einem vorangestellten adjektivisch en Attribut oder einem nachgestellten
Attribut, das sich auf das substantivierte Wort bezieht;

c) an ihrer Funktion als kasusbestimmtes Satzglied oder kasusbestimmtes
Attribut.
Siehe dazu folgende Beispiele:
Das Inkrafttreten (a, b, c) des Gesetzes verzögert sich. Er übersah alles
Kleingedruckte (a, c). Das Ausschlaggebende (a, b, c) für ihre Einstellung
war ihr sicheres Auftreten (a, b, c). Nichts Menschliches (a, c) war
ihr fremd. Das Deutsche (a, c) gilt als schwere Sprache. Sie bot ihr das
Du (a, c) an. Der Beschluss fiel nach langem Hin und Her (b, c). Bananen
kosten jetzt das Zweifache (a, b, c) des früheren Preises. Lesen und
Schreiben (c) sind Kulturtechniken. Sie brachte eine Platte mit Gebratenem
(c). Du sollst Gleiches (c) nicht mit Gleichem (c) vergelten. Man
sagt, Liebende (c) seien blind.

E1: Zahlreiche Substantivierungen sind ein fester Bestandteil des Substantivwortschatzes
geworden, zum Beispiel: das Essen, das Herzklopfen, das
Leben, das Deutsche, die Grünen, die Studierenden, der/die Angestellte, das
Durcheinander, das Jenseits, das Vergissmeinnicht
Die folgende Aufgliederung der Großschreibung von Substantivierungen
ist nach Wortarten geordnet.

(1) Substantivierte Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien,
besonders auch in Verbindung mit Wörtern wie alles, allerlei, etwas,
genug, nichts, viel, wenig,
zum Beispiel:
Wir wünschen alles Gute. Zum Aperitif gab es Süßes und Salziges. Geh
nicht mit Unbekannten! Das Ausschlaggebende für die Einstellung war
ihre Erfahrung. Er hat nichts/wenig/etwas/viel Bedeutendes geschrieben.
Das nie Erwartete trat ein. Sie hatte nur Angenehmes erlebt. Der
Umsatz war dieses Jahr um das Dreifache höher. Das andere Gebäude
war um ein Beträchtliches höher. Das ist das einzig Richtige, was du
tun kannst. Es wäre wohl das Richtige, wenn wir noch einmal darüber
reden. Bitte lesen Sie das unten Stehende/unten Stehendes genau
durch. Wir haben das Folgende/Folgendes verabredet. Wir werden das
im Folgenden noch genauer darstellen. Des Näheren vermag ich mich
nicht zu entsinnen. Sie hat mir die Sache des Näheren erläutert. Wir
haben alles des Langen und Breiten diskutiert. Wir wohnen im Grünen.
Beim Umweltschutz liegen noch viele Dinge im Argen. Wir sind uns im
Großen und Ganzen einig. Die Arbeiten sind im Allgemeinen nicht
schlecht geraten. Das ist im Wesentlichen richtig. Im Einzelnen sind
aber noch Verbesserungen möglich. Plötzlich ertönte eine Stimme aus
dem Dunkeln. Die Polizei tappt im Dunkeln. Die Direktorin war auf
dem Laufenden.
Sie war unsere Jüngste. Das Beste, was dieser Ferienort bietet, ist die
Ruhe. Es ist das Beste, wenn du kommst. Es änderte sich nicht das Geringste.
Dies geschieht zum Besten unserer Kinder. Er gab wieder einmal
eine seiner Geschichten zum Besten. Sie konnte uns vor dem Ärgsten
bewahren. Daran haben wir nicht im Entferntesten gedacht. Sie
war bis ins Kleinste vorbereitet. Sie war aufs Schrecklichste/auf das
Schrecklichste gefasst. Sie hat uns aufs Herzlichste/auf das Herzlichste
begrüßt (siehe auch § 58 E1).
Die Pest traf Hohe und Niedrige/Hoch und Niedrig. Diese Musik
gefällt Jungen und Alten/Jung und Alt. Die Teilnehmenden diskutierten
über den Konflikt zwischen Jungen und Alten/zwischen Jung und Alt.
Das ist ein Fest für Junge und Alte/für Jung und Alt.
Sie trug das kleine Schwarze. Der Zeitungsbericht traf ins Schwarze.
Wenn man Schwarz mit Weiß mischt, entsteht Grau. Die Ampel schaltete
auf Rot. Wir liefern das Gerät in Grau oder Schwarz.
Das Englische ist eine Weltsprache. Ihr Englisch hatte einen südamerikanischen
Akzent. Mit Englisch kommt man überall durch. In Ostafrika
verständigt man sich am besten auf Swahili oder auf Englisch.
E2: Gelegentlich ist Groß- oder Kleinschreibung möglich, zum Beispiel:
Sie spricht Englisch (was? – die englische Sprache)/englisch (wie?).
Ordnungszahladjektive sowie sinnverwandte Adjektive, zum Beispiel:
Die Miete ist am Ersten jedes Monats zu bezahlen. Er ist schon der
Zweite, der den Rekord des vergangenen Jahres überboten hat. Jeder
Fünfte lehnte das Projekt ab. Endlich war sie die Erste im Staat.
Dieses Vorgehen verletzte die Rechte Dritter. Er kam als Dritter an die
Reihe. Er kam vom Hundertsten ins Tausendste. Fürs Erste wollen wir
nicht mehr darüber reden. Die Nächste bitte! Liebe deinen Nächsten
wie dich selbst! Trotz ihrer Verletzung wurde sie noch Viertletzte. Als
Letztes muss der Deckel angeschraubt werden. Arthur und Armin
gingen unterschiedliche Wege: der Erste/Ersterer wurde Beamter, der
Zweite/der Letzte/Letzterer hatte als Schauspieler Erfolg.

Unbestimmte Zahladjektive (siehe aber auch § 58(5)), zum Beispiel:
Den Kometen haben Unzählige (Ungezählte, Zahllose) gesehen. Ich
muss noch Verschiedenes erledigen. Er hatte das Ganze rasch wieder
vergessen. Der Kongress war als Ganzes ein Erfolg. Das muss jeder
Einzelne mit sich selbst ausmachen. Anita war die Einzige, die alles
wusste. Alles Übrige besprechen wir morgen. Er gab sein Geld für
alles Mögliche aus.

(2) Substantivierte Verben, zum Beispiel:
Das Lesen fällt mir schwer. Sie hörten ein starkes Klopfen. Wer
erledigt das Fensterputzen? Viele waren am Zustandekommen des
Vertrages beteiligt. Die Sache kam ins Stocken. Das ist zum Lachen.
Euer Fernbleiben fiel uns auf. Uns half nur noch lautes Rufen. Die
Mitbewohner begnügten sich mit Wegsehen und Schweigen.
Sie wollte auf Biegen und Brechen gewinnen. Er klopfte mit Zittern und
Zagen an. Ich nehme die Tabletten auf Anraten meiner Ärztin.
Sie hat ihr Soll erfüllt. Dies ist ein absolutes Muss.

Bei mehrteiligen Fügungen, deren Bestandteile mit einem Bindestrich
verbunden werden, schreibt man das erste Wort, den Infinitiv und die
anderen substantivischen Bestandteile groß (siehe auch § 55(1) und
(2)), zum Beispiel:
es ist zum Auf-und-davon-Laufen, das Hand-in-Hand-Arbeiten, das Inden-
Tag-hinein-Leben

E3: Gelegentlich ist bei einfachen Infinitiven Groß- oder Kleinschreibung
möglich,
zum Beispiel:
Der Gehörgeschädigte lernt Sprechen. (Wie: Der
Gehörgeschädigte lernt das Sprechen/das deutliche Sprechen.) Oder: Der
Gehörgeschädigte lernt sprechen. (Wie: Der Gehörgeschädigte lernt
deutlich sprechen.) (Ebenso:) Bekanntlich ist Umlernen/umlernen
schwieriger als Dazulernen/dazulernen. Doch geht Probieren/probieren über
Studieren/ studieren.

(3) Substantivierte Pronomen (vgl. aber auch § 58(4)),
zum Beispiel:
Sie hatte ein gewisses Etwas. Er bot ihm das Du an. Das ist ein Er,
keine Sie. Wir standen vor dem Nichts. Er konnte Mein und Dein nicht
unterscheiden.

(4) Substantivierte Grundzahlen als Bezeichnung von Ziffern,
zum Beispiel:
Er setzte alles auf die Vier. Sie fürchtete sich vor der Dreizehn. Der
Zeiger nähert sich der Elf. Sie hat lauter Einsen im Zeugnis. Er würfelt
eine Sechs.

(5) Substantivierte Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen, Interjektionen,
zum Beispiel:
Es gab ein großes Durcheinander. Mich störte das ewige Hin und Her.
Ich will das noch im Diesseits erleben. Auf das Hier und Jetzt kommt es
an. Das Danach war ihr egal. Es gibt kein Übermorgen. Sie hatte so
viel wie möglich im Voraus erledigt. Im Nachhinein wussten wir es
besser. Er stand im Aus. Sie überlegte sich das Für und Wider genau.
Sein ständiges Aber stört mich. Es kommt nicht nur auf das Dass an,
sondern auch auf das Wie. Er erledigte es mit Ach und Krach. Ein vielstimmiges
Ah ertönte. Ihr freudiges Oh freute ihre Kolleginnen. Das
Nein fällt ihm schwer.

E4: Bei mehrteiligen substantivierten Konjunktionen, die mit einem Bindestrich
verbunden werden (siehe § 43), schreibt man nur das erste Wort groß,
zum Beispiel:
ein Entweder-oder, das Als-ob, das Sowohl-als-auch
 

§ 58  In folgenden Fällen schreibt man Adjektive, Partizipien und Pronomen
klein, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen.

(1) Adjektive, Partizipien und Pronomen, die sich auf ein vorhergehendes
oder nachstehendes Substantiv beziehen,
zum Beispiel:
Sie war die aufmerksamste und klügste meiner Zuhörerinnen. Vor dem
Haus spielten viele Kinder, einige kleine im Sandkasten, die größeren
am Klettergerüst. Es waren neun Teilnehmer erschienen, auf den zehnten
wartete man vergebens. Alte Schuhe sind meist bequemer als neue.
Dünne Bücher lese ich in der Freizeit, dicke im Urlaub. Zwei Männer
betraten den Raum; der erste trug einen Anzug, der zweite Jeans und
Pullover. Leih mir bitte deine Farbstifte, ich habe meine/die meinen/die
meinigen vergessen. Der Verkäufer zeigte mir seine Auswahl an Krawatten.
Die gestreiften und gepunkteten gefielen mir am besten.

(2) Superlative mit „am“, nach denen mit „Wie?“ gefragt werden kann,
zum Beispiel:
Dieser Weg ist am steilsten. (Frage: Wie ist der Weg?) Dieser Stift
schreibt am feinsten. (Frage: Wie schreibt dieser Stift?) Der ICE fährt
am schnellsten.

E1: Superlative mit „am“ gehören zur regulären Flexion des Adjektivs; „am“
ist in diesen Fügungen nicht in „an dem“ auflösbar.
Beispiele:
Dieser Weg ist steil – steiler – am steilsten. Dieser Stift schreibt fein – feiner – am feinsten.

In Anlehnung an diese Fügungen kann man auch feste adverbiale
Wendungen mit aufs oder auf das, die mit „Wie?“ erfragt werden können,
kleinschreiben,
zum Beispiel:
Sie hat uns aufs/auf das herzlichste begrüßt (Frage: Wie hat sie uns begrüßt?).
Der Fall ließ sich aufs/auf das einfachste lösen.

Superlative, nach denen mit „Woran?“ („An was?“) oder „Worauf?“ („Auf
was?“) gefragt werden kann, schreibt man nach § 57(1) groß,
zum Beispiel:
Es fehlt ihnen am/an dem Nötigsten. (Frage: Woran fehlt es ihnen?) Wir sind
aufs/auf das Beste angewiesen. (Frage: Worauf sind wir angewiesen?)

(3) bestimmte feste Verbindungen

(3.1) aus Präposition und nichtdekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden
Artikel,
zum Beispiel:
Ich hörte von fern ein dumpfes Grollen. Die Pilger kamen von nah und
fern. Die Ware wird nur gegen bar ausgeliefert. Die Mädchen hielten
durch dick und dünn zusammen. Das wird sich über kurz oder lang
herausstellen. Damit habe ich mich von klein auf beschäftigt.
Er hat die frei erfundene Geschichte für wahr gehalten. Man hat ihn
für dumm verkauft. Sie hat sich die Argumentation zu eigen gemacht.
Das werde ich dir schwarz auf weiß beweisen. Die Stimmung war grau
in grau.

(3.2) aus Präposition und dekliniertem Adjektiv ohne vorangehenden
Artikel. In diesen Fällen ist jedoch auch die Großschreibung des
Adjektivs zulässig, zum Beispiel:
Aus der Brandruine stieg von neuem/Neuem Rauch auf. Wir konnten
das Feuer nur von weitem/Weitem betrachten. Der Fahrplan bleibt bis
auf weiteres/Weiteres in Kraft. Unsere Pressesprecherin gibt Ihnen
ohne weiteres/Weiteres Auskunft. Der Termin stand seit längerem/Längerem
fest. Die Aufgabe wird binnen kurzem/Kurzem erledigt.

E2: Substantivierungen, die auch ohne Präposition üblich sind, werden nach
§ 57(1) auch dann großgeschrieben, wenn sie mit einer Präposition verbunden
werden,
zum Beispiel:
Die Historikerin beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen Arm und Reich.
Das ist ein Fest für Jung und Alt. Sein Vorschlag war jenseits von Gut und
Böse. (Vgl.: Die Königin lud Arm und Reich ein. Das Fest gefiel Jung und
Alt.)
Die Ampel schaltete auf Rot. Wir liefern das Gerät in Grau (= in grauer Farbe).
(Vgl.: Das ist ein grelles Rot. Sie hasst Grau.)
Mit Englisch kommst du überall durch. In Ostafrika verständigt man sich am
besten auf Swahili oder Englisch. (Vgl.: Bekanntlich ist Englisch eine
Weltsprache. Sein Englisch war gut verständlich.)
 
(4) Pronomen, auch wenn sie als Stellvertreter von Substantiven gebraucht
werden, zum Beispiel:
In diesem Wald hat sich schon mancher verirrt. Ich habe mich mit diesen
und jenen unterhalten. Wenn einer eine Reise tut, so kann er was
erzählen. Das muss (ein) jeder mit sich selbst ausmachen. Wir haben
alles mitgebracht. Sie hatten beides mitgebracht. Man muss mit (den)
beiden reden.

Zur Großschreibung der Anredepronomen siehe § 65, § 66.
 
E3: In Verbindung mit dem bestimmten Artikel oder dergleichen lassen sich
Possessivpronomen auch als substantivische possessive Adjektive bestimmen,
entsprechend kann man hier nach § 57(1) auch großschreiben, zum
Beispiel:
Grüß mir die deinen/Deinen (die deinigen/Deinigen)! Sie trug das ihre/Ihre
(das ihrige/Ihrige) zum Gelingen bei. Jedem das seine/Seine!
 
(5) die folgenden Zahladjektive mit allen ihren Flexionsformen:
viel, wenig; (der, die, das) eine, (der, die, das) andere
Beispiele:
Das haben schon viele erlebt. Zum Erfolg trugen auch die vielen bei,
die ohne Entgelt mitgearbeitet haben. Nach dem Brand war nur noch
weniges zu gebrauchen. Sie hat das wenige, was noch da war, in eine
Kiste versorgt. Die meisten haben diesen Film schon einmal gesehen.
Die einen kommen, die anderen gehen. Was der eine nicht tut, soll der
andere nicht lassen. Die anderen kommen später. Das können auch
andere bestätigen. Alles andere erzähle ich dir später. Sie hatte noch
anderes zu tun. Unter anderem wurde auch über finanzielle Angelegenheiten
gesprochen.

E4: Wenn der Schreibende zum Ausdruck bringen will, dass das Zahladjektiv
substantivisch gebraucht ist, kann er es nach § 57(1) auch großschreiben,
zum Beispiel:
Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einen sagen dies, die Anderen das.
Die Meisten stimmten seiner Meinung zu.

(6) Kardinalzahlen unter einer Million,
zum Beispiel:
Was drei wissen, wissen bald dreißig. Diese drei kommen mir bekannt
vor. Sie rief um fünf an. Wir waren an die zwanzig. Er sollte die
Summe durch acht teilen. Dieser Kandidat konnte nicht bis drei zählen.
Wir fünf gehören zusammen. Der Abschnitt sieben fehlt im Text. Der
Mensch über achtzig schätzt die Gesundheit besonders.

E5: Wenn hundert und tausend eine unbestimmte (nicht in Ziffern schreibbare)
Menge angeben, können sie auch auf die Zahlsubstantive Hundert und
Tausend bezogen werden (vgl. § 55(5)); entsprechend kann man sie dann
klein- oder großschreiben,
zum Beispiel:
Es kamen viele tausende/Tausende von Zuschauern. Sie strömten zu aberhunderten/
Aberhunderten herein. Mehrere tausend/Tausend Menschen füllten
das Stadion. Der Beifall zigtausender/Zigtausender von Zuschauern war
ihr gewiss.
Entsprechend auch:
Der Stoff wird in einigen Dutzend/dutzend Farben angeboten. Der Fall war
angesichts Dutzender/dutzender von Augenzeugen klar.
 
 

§ 59  Eigennamen schreibt man groß.

Eigennamen sind Bezeichnungen zur Identifizierung bestimmter einzelner
Gegebenheiten (eine Person, ein Ort, ein Land, eine Institution
usw.). Viele sind einfache, zusammengesetzte oder abgeleitete Substantive,
zum Beispiel
Peter, Wien, Deutschland, Europa, Südamerika,
Bahnhofstraße, Sigmaringen, Albrecht-Dürer-Allee, Ostsee-Zeitung.

Sie werden nach § 55 großgeschrieben. Daneben gibt es mehrteilige
Eigennamen, die häufig auch nichtsubstantivische Bestandteile enthalten,
zum Beispiel
Kap der Guten Hoffnung, Norddeutsche Neueste
Nachrichten, Vereinigte Staaten von Amerika.

Im Folgenden wird die Groß- und Kleinschreibung dieser Gruppe von Eigennamen dargestellt.
 

§ 60  In mehrteiligen Eigennamen mit nichtsubstantivischen Bestandteilen
schreibt man das erste Wort und alle weiteren Wörter außer Artikel,
Präpositionen und Konjunktionen groß.

E1: Ein vorangestellter Artikel ist in der Regel nicht Bestandteil des
Eigennamens und wird darum kleingeschrieben.
Zu Ausnahmen siehe unten, Absatz (4.4).

Als Eigennamen im Sinne dieser orthografischen Regelung gelten:

(l) Personennamen, Eigennamen aus Religion, Mythologie sowie Beinamen,
Spitznamen und dergleichen, zum Beispiel:
Johann Wolfgang von Goethe, Gertrud von Le Fort, Charles de Coster,
Ludwig van Beethoven, der Apokalyptische Reiter, Walther von der
Vogelweide, Holbein der Jüngere, der Alte Fritz, Katharina die Große,
Heinrich der Achte, Elisabeth die Zweite; Klein Erna

Präpositionen wie von, van, de, ten, zu(r) in Personennamen schreibt
man im Satzinnern auch dann klein, wenn ihnen kein Vorname vorausgeht,
zum Beispiel: Der Autor dieses Buches heißt von Ossietzky.

(2) Geografische und geografisch-politische Eigennamen, so

(2.1) von Erdteilen, Ländern, Staaten, Verwaltungsgebieten und dergleichen,
zum Beispiel:
Vereinigte Staaten von Amerika, Freie und Hansestadt Hamburg (als
Bundesland), Tschechische Republik

(2.2) von Städten, Dörfern, Straßen, Plätzen und dergleichen,
zum Beispiel:
Neu Lübbenau, Groß Flatow, Rostock Lütten Klein, Unter den Linden,
Lange Straße, In der Mittleren Holdergasse, Am Tiefen Graben, An den
Drei Pfählen, Hamburger Straße, Neuer Markt

(2.3) von Landschaften, Gebirgen, Wäldern, Wüsten, Fluren und dergleichen,
zum Beispiel:
Kahler Asten, Hohe Tatra, Holsteinische Schweiz, Schwäbische Alb,
Bayerischer Wald, Libysche Wüste, Goldene Aue, Thüringer Wald

(2.4) von Meeren, Meeresteilen und -straßen, Flüssen, Inseln und
Küsten und dergleichen,
zum Beispiel:
Stiller Ozean, Indischer Ozean, Rotes Meer, Kleine Antillen, Großer
Belt, Schweriner See, Straße von Gibraltar, Kapverdische Inseln, Kap
der Guten Hoffnung

(3) Eigennamen von Objekten unterschiedlicher Klassen, so

(3.1) von Sternen, Sternbildern und anderen Himmelskörpern, zum
Beispiel:
Kleiner Bär, Großer Wagen, Halleyscher Komet (auch: Halley’scher
Komet; § 62)

(3.2) von Fahrzeugen, bestimmten Bauwerken und Örtlichkeiten,
zum Beispiel:
die Vorwärts (Schiff), der Blaue Enzian (Eisenbahnzug), der Fliegende
Hamburger (Eisenbahnzug), die Blaue Moschee (in Istanbul), das Alte
Rathaus (in Leipzig), der Französische Dom (in Berlin), die Große
Mauer (in China), der Schiefe Turm (in Pisa)

(3.3) von einzeln benannten Tieren, Pflanzen und gelegentlich auch
von Einzelobjekten weiterer Klassen,
zum Beispiel:
der Fliegende Pfeil (ein bestimmtes Pferd), die Alte Eiche (ein bestimmter
Baum)

(3.4) von Orden und Auszeichnungen, zum Beispiel:
das Blaue Band des Ozeans, Großer Österreichischer Staatspreis für
Literatur

(4) Eigennamen von Institutionen, Organisationen, Einrichtungen, so

(4.1) von staatlichen bzw. öffentlichen Dienststellen, Behörden und
Gremien, von Bildungs- und Kulturinstitutionen und dergleichen, zum
Beispiel:
Deutscher Bundestag, Statistisches Bundesamt, Mecklenburgisches
Staatstheater Schwerin, Naturhistorisches Museum (in Wien), Grünes
Gewölbe (in Dresden), Klinik für Innere Medizin der Universität
Rostock, Akademie für Alte Musik Berlin, Zweites Deutsches
Fernsehen, Eidgenössische Technische Hochschule (in Zürich)

(4.2) von Organisationen, Parteien, Verbänden, Vereinen und dergleichen,
zum Beispiel:
Vereinte Nationen, Internationales Olympisches Komitee, Deutscher
Gewerkschaftsbund, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Christlich-
Demokratische Union, Allgemeiner Deutscher Automobilclub,
Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Österreichisches Rotes
Kreuz

(4.3) von Betrieben, Firmen, Genossenschaften, Gaststätten, Geschäften
und dergleichen,
zum Beispiel:
Deutsche Bank, Österreichischer Raiffeisenverband, Bibliographisches
Institut (in Mannheim), Deutsche Bahn, Weiße Flotte, Hotel Vier
Jahreszeiten, Gasthaus zur Neuen Post, Zum Goldenen Anker (Gaststätte),
Salzburger Dombuchhandlung, Rheinisch-Westfälisches
Elektrizitätswerk AG

(4.4) von Zeitungen und Zeitschriften und dergleichen,
zum Beispiel:
Berliner Zeitung, Sächsische Neueste Nachrichten, Deutsch als Fremdsprache,
Dermatologische Monatsschrift, Die Zeit
Wird der Artikel am Anfang verändert, so schreibt man ihn klein, zum
Beispiel: Sie hat das in der Zeit gelesen.

(5) inoffizielle Eigennamen, Kurzformen sowie Abkürzungen von Eigennamen,
zum Beispiel:
Schwarzer Kontinent, Ferner Osten, Naher Osten, Vereinigte Staaten,
Hohes Haus
A. Müller, Astrid M., A. M. (= Astrid Müller), J. W. v. Goethe; SPD
(= Sozialdemokratische Partei Deutschlands), DGB (= Deutscher Gewerkschaftsbund),
EU (= Europäische Union), SBB (= Schweizerische
Bundesbahnen), ORF (= Österreichischer Rundfunk)

(6) bestimmte historische Ereignisse und Epochen,
zum Beispiel:
der Westfälische Frieden, der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871,
der Zweite Weltkrieg, die Goldenen Zwanziger

E2: In einigen der oben genannten Namengruppen kann die Schreibung im
Einzelfall abweichend festgelegt sein,
zum Beispiel:
neue deutsche literatur, profil, konkret (Zeitschriften); Akademie für Musik
und darstellende Kunst „Mozarteum“; Zur letzten Instanz (Gaststätte)

Zur Kennzeichnung der Namen von Zeitungen und Zeitschriften mit Anführungszeichen
siehe § 94(1).
 
 
§ 61  Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er schreibt man groß

Beispiele:
das Bad Krozinger Kurgebiet, die Berliner Bevölkerung, die Mecklenburger
Landschaft, die New Yorker Kunstszene, der Schweizer Käse,
das St. Galler/Sankt Galler Kloster
 
Zur Schreibung mit oder ohne Bindestrich siehe § 49 E.
 
§ 62  Kleingeschrieben werden adjektivische Ableitungen von Eigennamen
auf -(i)sch, außer wenn die Grundform eines Personennamens
durch einen Apostroph verdeutlicht wird, ferner alle adjektivischen
Ableitungen mit anderen Suffixen.
 
Beispiele:
die darwinsche/die Darwin’sche Evolutionstheorie, das wackernagelsche/
Wackernagel’sche Gesetz, die goethischen/goetheschen/Goethe’
schen Dramen, die bernoullischen/Bernoulli’schen Gleichungen
die homerischen Epen, das kopernikanische Weltsystem, die darwinistische
Evolutionstheorie, tschechisches Bier, indischer Tee, englischer Stoff,
mit eulenspiegelhaftem Schalk, eine kafkaeske Stimmung

Zur Schreibung mit Apostroph siehe auch Zeichensetzung, § 97 E.
Zur Schreibung mehrteiliger Ableitungen mit Bindestrich siehe § 49 E.
 
2.4 Feste Verbindungen aus Adjektiv und Substantiv
 
 
§ 63  In substantivischen Wortgruppen, die zu festen Verbindungen geworden,
aber keine Eigennamen sind, schreibt man Adjektive klein.
 
Beispiele:
das autogene Training, das neue Jahr, die höhere Mathematik, die
graue Maus, die schöne Bescherung, das tolle Treiben, der bunte Hund
 
E: Bei Verbindungen mit einer neuen, idiomatisierten Gesamtbedeutung
kann der Schreibende zur Hervorhebung dieses besonderen Gebrauchs das
Adjektiv großschreiben,
zum Beispiel:
das Schwarze Brett (= Anschlagtafel), der Weiße Tod (= Lawinentod)
 
Kleinschreibung des Adjektivs ist in diesen Fällen der Regelfall.
 
 
 

§ 64  In bestimmten substantivischen Wortgruppen werden Adjektive
großgeschrieben, obwohl keine Eigennamen vorliegen.
 
Dies betrifft
 
(1) Titel, Ehrenbezeichnungen, bestimmte Amts- und Funktionsbezeichnungen,
zum Beispiel:
der Heilige Vater, der Regierende Bürgermeister, die Königliche Hoheit,
der Technische Direktor
 
(2) besondere Kalendertage, zum Beispiel:
der Heilige Abend, der Internationale Frauentag, der Erste Mai
 
(3) fachsprachliche Bezeichnungen bestimmter Klassifizierungseinheiten,
so von Arten, Unterarten oder Rassen in der Botanik und Zoologie,
zum Beispiel:
Fleißiges Lieschen, Grüner Veltliner, Roter Milan, Schwarze Witwe
 
E: Die Großschreibung von Adjektiven, die mit dem Substantiv zusammen
für eine begriffliche Einheit stehen, ist auch in Fachsprachen außerhalb der
Biologie und bei Verbindungen mit terminologischem Charakter belegt,
zum Beispiel:
Gelbe Karte, Goldener Schnitt, Kleine Anfrage; Erste Hilfe
 
In manchen Fachsprachen wird demgegenüber die Kleinschreibung bevorzugt,
zum Beispiel:
eiserne Lunge, grauer Star, seltene Erden

 
2.5 Anredepronomen und Anreden

§ 65  Das Anredepronomen Sie und das entsprechende Possessivpronomen
Ihr sowie die zugehörigen flektierten Formen schreibt man groß.
 
Beispiele:
Würden Sie mir helfen? Wie geht es Ihnen? Ist das Ihr Mantel? Bestehen
Ihrerseits Bedenken gegen den Vorschlag?
 
E1: Großschreibung gilt auch für ältere Anredeformen wie: Habt Ihr es Euch
überlegt, Fürst von Gallenstein? Johann, führe Er die Gäste herein.
 
E2: In Anreden und Titeln wie Seine Majestät, Eure Exzellenz, Eure Magnifizenz
schreibt man das Pronomen ebenfalls groß.
 
 
§ 66  Die Anredepronomen du und ihr, die entsprechenden Possessivpronomen
dein und euer sowie das Reflexivpronomen sich schreibt
man klein.
 
Beispiele:
Würdest du mir helfen? Hast du dich gut erholt? Haben Sie sich schon
angemeldet?
 
E: In Briefen können die Anredepronomen du und ihr mit ihren Possessivpronomen
auch großgeschrieben werden:

Lieber Freund,
 
ich schreibe dir/Dir diesen Brief
und schicke dir/Dir eure/Eure Bilder …
 
 

 


Groß- und Kleinschreibung

Gegenüberstellung: alte und neue Schreibweise
 
 

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